Private Scorecard

Die private Balanced Scorecard eines guten Freundes…

unsere guten Vorsätze –
und dann wieder nichts gewesen?.

Es ist immer das gleiche Lied. Zum Jahreswechsel nehmen wir uns regelmäßig vor, im kommenden Jahr dies oder jenes anders, besser zu machen. Und, ändern wir danach unser Leben? Meistens : nein.

mal Zeit haben - Business ist nicht alles!

Hierzu fällt mir immer die Geschichte eines Freundes ein, der einen, (seinen zweiten!) Herzinfarkt überlebt hatte:

„Ich weiss nicht, wie kann ich es verhindern, dass das Schicksal ein weiteres Mal zuschlägt“ fragte er mich „und immer so viel Glück wie beim letzten Mal werde ich wohl nicht haben. Ich habe mir so viel nach dem letzten Infarkt vorgenommen, aber dann kam der Alltag und alles war vergessen.“

Einen günstigeren Zeitpunkt für ein Umdenken als eine derartige Krise gibt es nicht, also machte ich dem Freund den Vorschlag, gemeinsam zu überlegen, welche langfristigen Ziele er hat, was für ihn ein lebenswertes Leben ausmacht. Es entspann sich folgender Dialog:
„Tja, meine Arbeit macht eigentlich schon Spass, aber sie ist viel zu stressig. Aber ich, nein wir brauchen doch das Geld! Weniger wäre schön, aber dies ist leicht gesagt.“
„Aber ist das Dein Lebensziel, Geld?“
„Nein, aber es muss zum Leben reichen, nicht in Luxus, aber eben ausreichend sein“
„Was ist denn Dein eigentliches Lebensziel, doch nicht das notwendige Geld, dies ist doch wohl eher Mittel zum Zweck, oder?“
„Also, Spass an der Arbeit, ja, Zufriedenheit in und mit meiner Familie, und dann möchte ich mich meinen Freunden mehr widmen.“

So haben wir uns hingesetzt, und versucht, dies alles einmal zu strukturieren:
Die Vision „glücklicheres weil stressfreieres Leben“ basiert auf folgenden Strategien, die die verschiedenen Bereiche des Lebens meines Freundes abdecken:

1.    „Zufriedenheit in der Familie“,

2.    „Aktiver Freundeskreis“ und

3.    „Freude an der Arbeit“

4.     „Gesundheit“.

Ein ausreichender Verdienst wurde nicht als notwendig angesehen, denn auch eine Arbeit mit Freude kann –zumindest bei meinem Freund- zu einem ausreichendem Einkommen führen. Im Gespräch wurde weiter entwickelt, dass es nicht ausreicht, Strategien aufzustellen. Vielmehr müssen die Strategien durch Maßnahmen konkretisiert werden – sonst haben wir in kürzester Zeit wieder den alten Zustand. Es geht uns doch allen so, eigentlich wissen wir, was wir tun müssten, aber wir tun es einfach nicht, es geht im Tagesstress einfach unter.

Zur Familienperspektive:

eine große Familie ist ein Geschenk

Was ist zu tun, damit das Familienleben als glücklich zu bezeichnen ist? Glück ist ja ein zumindest zweiseitiges Gefühl! Zuneigung und Liebe der Familie lässt sich nicht erzwingen, jeder muss permanent daran arbeiten. So haben wir überlegt, den Familienaspekt im Alltag durch folgende Maßnahmen zu konkretisieren:

1.    Mindestens fünfmal wöchentlich will ich mit meiner Frau telefonieren, mit ihr auch ihre Probleme besprechen,
versuchen, sie zu unterstützen, sie nicht allein lassen mit unserem Unternehmen „Familie“.

2.    Jede Woche werde ich meiner Frau einen Blumenstrauß, ein Buch, eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen.

3.    Einmal in der Woche sollte die Küche kalt bleiben, wollen wir alle zusammen Essen gehen – 
auch wenn es nur eine Pizza ist.

4.    Das Wichtigste, das ich den Kindern geben kann, ist Zeit: Dreimal im Monat machen wir zusammen 
mit den Kindern einen Ausflug.  Ob ins Kino, zum Ski- oder Rad fahren oder zum Schwimmen – 
gemeinsam füreinander Zeit haben, etwas erleben, das ist es!

5.    Mindestens zwei mal im Monat gehen wir zum Tanzen oder ins Theater. Vorgenommen haben wir es uns 
ja schon öfter, aber selten hat es dann geklappt.

Natürlich sind diese angedachten Vorsätze nicht allein zu fassen. Sie müssen mit der Familie durchgesprochen werden, sie muss integriert werden in die Maßnahmenplanung (vielleicht wollen die Kinder gar nicht mehr mit dem „Alten“ auf Skitour gehen?).

Perspektive der Freunde:

und Freunde auch

Wir leben in einem sozialen Verband, der uns Halt und Freude bringt, aber auch Engagement von uns verlangt. Dies sind persönliche Freunde, aber auch der Verein, die Nachbarschaft, vielleicht eine politische Gruppe oder die kirchliche Gemeinde. Um in diesem Umfeld integriert, anerkannt und geachtet zu sein, aber auch um Bestätigung zu erhalten, müssen wir uns entsprechend engagieren, verhalten:

1.    Die Doppelkopfrunde soll wieder aufleben: mindestens zwei mal im Monat wollen wir einen Abend zusammen verbringen.

2.    Im Segelverein kann ich nicht nur bei schönstem Wetter aufkreuzen. Ich muss mich auch für den Verein engagieren, in der Gemeinschaft macht Sport doch erst richtig Spaß: also an drei Tagen im Monat unterstütze ich den Jugendwart beim Training der Jüngsten.

3.    Die persönlichen Freunde dürfen nicht vernachlässigt werden. Zwei Treffen im Monat sollten es schon sein.

4.    Und zu den anderen muss wenigstens telefonisch Kontakt gehalten werden. Pro Woche vier Telefonate mit Freunden, damit könnten Freundschaften belebt und gefestigt werden.

Arbeits-Perspektive:

Zeit zum Lesen ...


Und die Firma, die darf natürlich nicht vergessen werden. Die Arbeit gehört zum Leben, aber Leben ist nicht nur Arbeit!
Arbeit sollte Freude machen, sollte Bedürfnis sein, nicht Angst machen. Wie kann mein Freund dies erreichen?

Als Vertriebsleiter tanzte er auf allen Hochzeiten, fühlte und war für alles verantwortlich, war für seine Mitarbeiter derjenige, der alles wusste, jeden kannte, der Ansprechpartner schlechthin. Aber nach dem Herzinfarkt lief es auch, vielleicht nicht so gut, aber die Kollegen hatten auch ohne ihn Erfolge!
So überlegten wir folgende Vorsätze:

1.    Ich muss mehr Arbeit und Verantwortung delegieren. Dazu müssen meine 18 Mitarbeiter besser ausgebildet sein.      Jeder meiner Mitarbeiter sollte zwei Wochen im Jahr zur Fortbildung und danach im Team Ideen zur
Verbesserung unserer Arbeit vorschlagen.

2.    Teamarbeit statt Einzelkämpfer: Jeder meiner Mitarbeiter erhält einen definierten Verantwortungsbereich, in den 
ich mich nicht einmische. Probleme werden auf wöchentlichen Teamsitzungen besprochen.

3.    Die Kommunikation unter uns sollte einfacher werden. An mindestens zwei Tagen die Woche will ich im Büro
sein – so können meine Mitarbeiter mit mir von Mensch zu Mensch kommunizieren – statt per e-Mail.

4.    Ich muss mich zurückhalten: An zwei Tagen in der Woche will ich bis 18:30 zu Hause sein.

5.    Und an mindestens zwei Monat widme ich mich nicht der Firma.

Gesundheit:

manchmal ganz schön anstrengend, sich zu bewegen!


Der erste Warnschuss war nicht tiefgreifend genug. Nach dem zweiten muss es nun anders werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt wurde festgelegt:

1.    Wöchentlich zweimal fünf Kilometer joggen

2.    regelmäßige Teilnahme an der Vereins-Gymnastik-Gruppe

Jeder führt sein eigene Leben. Und jeder weiss eigentlich, was er in seinem Leben verbessern sollte. Sicher haben auch Sie sich schon diverses vorgenommen. Aber dies allein reicht nicht. Wir müssen uns schon zwingen, die guten Vorsätze auch umzusetzen. Wie könnte das gehen?

Ziele wollen aber auch umgesetzt werden

Stellen Sie doch für alle Ihre Vorsätze Sollwerte auf –
und versuchen Sie, das Umsetzen der Vorsätze über Istwerte zu messen. Dies könnte so aussehen:

Diese Maßnahmen müssen natürlich auch umgesetzt werden – sonst haben wir in kürzester Zeit wieder den alten Zustand. Es geht uns doch allen so. Eigentlich wissen wir, was wir tun müssten, aber wir tun es einfach nicht. Es geht im Tagesstress unter.

Also haben wir festgelegt, das Umsetzen der Vorsätze über IST-Werte zu messen. Dies sieht so aus:

Bereich

Maßnahme
(Pro Monat/Woche)

Soll

Ist





Familie

Telefonate mit Ehefrau

5

3,7


Blumen für die Ehefrau

4

3


Gemeinsam Essen gehen

4

5


Ausflüge mit der Familie

3

2


Tanzen/Theater

2

2,5





Freunde

Skatrunde

1

1


Jugendarbeit im Segelverein

2

1


Private Freunde treffen

2

2





Arbeit

Mitarbeiterfortbildung

2

1,5


Teamsitzungen

4

3


Bürotage zur Kommunikation

2

1


Feierabend um 18.30 Uhr

2

1,5


Wochenende ohne Firma

2

1





Gesundheit

Joggen

2

1,5


Gymnastik

4

2

Wie kann man so ein Messsystem aufbauen, benötigt man sogar ausgefeilte Software-Lösungen dazu? Nein, eine Strichliste reicht vollkommen. Vielleicht kann die Ehefrau, die Sekretärin dabei helfen.

Meinem Freund hat dieser Ansatz geholfen. Er lebt heute bewusster, hat sein Leben ein Stück weit verändert, mit Hilfe seiner Familie, seiner Freunde und seiner Kollegen. Denn mit diesen hat er natürlich gemeinsam die Ansätze für sein „neues Leben“ diskutiert und abgestimmt.

Könnten Sie sich vorstellen, dass Ihnen mit dieser Vorgehensweise die Umsetzung Ihrer guten Vorsätze, die Umstellung Ihres Lebens erleichtert wird? Wenn ja, fangen Sie mit der Balanced Scorecard an, denn so nennen wir in der Wirtschaft diesen Ansatz, Strategien im täglichen Leben umzusetzen.

Was hier als persönliches Beispiel exerziert wurde, gelingt auch im unternehmerischen Bereich. Das Beispiel ist nichts anderes als eine einfache (persönliche) Balanced Scorecard. Es demonstriert zwei ihrer Stärken:

  • Die Balanced Scorecard verlangt nichts umwerfend Neues; im Gegenteil. Sie knüpft an unsere alltäglichen Erfahrungen an, baut auf ihnen auf. Jeder Manager muss Ziele definieren sowie die notwendigen Aktivitäten zur Erreichung der Ziele planen, entscheiden und realisieren. Und um Ziel, Verlauf und Ergebnis der Aktivitäten kommunizieren und kontrollieren zu können, muss er sie konkretisieren und messbar gestalten. Dazu nutzt er Kennzahlen.
  • Die Balanced Scorecard bietet einen Handlungsrahmen, um Veränderungen nachhaltig in unserem Leben zu verankern. Indem wir unsere Ziele strategisch definieren. Indem wir die oft zu allgemein gehaltenen Ziele für jene Bereiche konkretisieren, die für die Umsetzung unserer Strategien besonders wichtig sind. Indem wir für die konkreten Ziele konkrete Maßnahmen festlegen. Und indem wir Verlauf und Ergebnisse dieser Maßnahmen mit Hilfe geeigneter Kennzahlen messen und steuern.